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Zu den fundamentalen Entwicklungen in der Geschichte Europas seit dem späten Mittelalter gehört neben der Herausbildung der Nationalstaaten, dem Ausgreifen europäischer Mächte nach Übersee, der Formierung konkurrierender konfessioneller Bekenntnisse sowie der Ausdifferenzierung der Wissenschaften auch die Entstehung eines vielsprachigen Europa. Zwar hatte Latein als Idiom der katholischen Kirche, der Wissenschaft und der Bildung bis ins 18. Jahrhundert hinein innerhalb der abendländischen Christenheit den Status einer internationalen Sprache, doch war sein Wert im osteuropäisch-byzantinischen und im vorderasiatischen Raum beschränkt, weshalb bereits im Hoch- und Spätmittelalter sprachliche Alternativen in den Bereichen von Handel und Mission eine Rolle spielten. Die aus der Reformation hervorgegangenen protestantischen Kirchen werteten zudem die Volkssprachen auf, um das Evangelium auch den Laien nahezubringen.
Am Beispiel der beiden Reichsstädte Augsburg und Nürnberg untersucht der Band Mehrsprachigkeit in der Frühen Neuzeit Zielsetzungen, Strategien und Maßnahmen spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Fremdsprachenerwerbs und geht der Frage nach, inwiefern das Erlernen und der Gebrauch von Fremdsprachen im gesellschaftlichen Leben von Bedeutung war. Auf der Grundlage der umfassenden Auswertung archivalischer und gedruckter Quellen (Kaufmannsbriefe, Ratsprotokolle, Lehrwerke und Grammatiken) vom Spätmittelalter bis zum Ende des Alten Reiches (1806) wird vor allem die Sprachvermittlung in den Städten selbst betrachtet, also das institutionalisierte Lernen von Sprachen in Schulen, die Herkunft, Arbeitsweise und soziale Rolle der Sprachmeister sowie die Lehrwerke, die in den beiden Städten entstanden, gedruckt und verwendet wurden. |