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Der Entwurf eines neuen Tempels, eines ungewohnten Festkalenders, damit verbunden eines neu geregelten religiösen Lebens und eine zwar an die biblischen Gesetze erinnernde, bei genauerem Hinsehen jedoch grundlegend anders gestaltete Legislation bilden ein innerhalb der jüdischen Literatur in vorchristlicher Zeit einmaliges Werk: die 1967 in einer Höhle in der Nähe der antike Siedlung von Qumran gefundene Tempelrolle.
Das Grundanliegen der Tempelrolle ist es, sich von den damals allgemein anerkannten Grundsatzregeln abzuheben, d. h. sich von den im biblischen Buch Deuteronomium festgehaltenen Vorschriften zu distanzieren. Die Analyse dieser sowohl sprachlichen als auch inhaltlichen Unterschiede zwischen Tempelrolle und Deuteronomium, der der Hauptteil der Untersuchung gewidmet ist, zeigt dann in aller Deutlichkeit, dass sich der neu entworfene Gesetzescorpus der Tempelrolle von seiner biblischen Vorlage ganz offensichtlich abhebt, eigene Schwerpunkte setzt bzw. de facto eine neue Gesetzgebung schafft. Durch die formale und sprachliche Ähnlichkeit zum Deuteronomium stellt sich die Tempelrolle allerdings in die biblische Tradition und erhebt für sich den Anspruch, selbst ein Stück biblisches Gesetz zu sein. |