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Solange Kultur in den Grenzen Europas definiert wurde war Ägypten das große Fremde und zugleich Verheißung einer ‚anderen Antike‘. Die andauernde Faszination fand ihren sichtbarsten Ausdruck in der Aufstellung ägyptischer Obelisken in Rom und anderen Städten Europas, erstreckte sich aber ebenso auf die ägyptischen Hieroglyphen. Als uralte Ideenschrift fanden diese Eingang in mnemohistorische Konzepte von Alter und Wissen und legten dort eine ägyptisierende, zugleich aber auch platonisch-ideale Spur. In der frühneuzeitlichen Imaginationsgeschichte Ägyptens konkretisierte sich die Annahme, dass diese Piktogramme arkanes Wissen, vielleicht sogar Residuen der adamitischen Ursprache transportierten. Sie wurden als mächtige Symbole u.a. in Impresen und Emblemen transformatorisch aktualisiert und von Alchemisten mitbedacht, beeinflussten sprachwissenschaftliche Überlegungen und wirkten sogar weit über die Grenzen Europas hinaus, indem sie den Umgang mit anderen, nichteuropäischen Schriftsystemen prägten. Dieser Band untersucht in neun Einzelstudien die Wirkungs- und Imaginationsgeschichte Ägyptens, besonders seiner Hieroglyphen, von der griechisch-römischen Antike bis in das 17. Jahrhundert.
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