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Die Einheit von Bild und Text wird in der neueren Forschung als „Großhieroglyphe“ bezeichnet, um diese Einheit von der modernen Vorstellung des „Bildes“ abzugrenzen. Der Begriff impliziert, dass man die ägyptischen Ritualszenen lesen und deuten kann, sobald man ihnen mit dem notwendigen Wissen begegnet.
Bild und Text sind auf den Wänden ägyptischer Tempel, und nicht nur dort, inhaltlich eng miteinander verbunden. Sie nehmen Rücksicht auf die Architektur, auf Rituale, auf die Topographie u.a.m. Diese Wechselbeziehung war Thema der 12. Ägyptischen Tempeltagung, die der Corona-Pandemie wegen abgesagt werden musste, deren geplante Vorträge jedoch nun in diesem Band publiziert werden. In den zwölf Beiträgen (deutsch, englisch, französisch) wird untersucht, inwieweit Bild und Text in ägyptischen Tempeln aufeinander Rücksicht nahmen, welche Fehler beim Anbringen an Tempelwänden entstanden und wie man sie ggf. korrigierte. Wie wurde in den Darstellungen reagiert, wenn man Besonderheiten in den Texten beachten musste und umgekehrt? Solche Besonderheiten ergaben sich aus der Rücksichtnahme auf die Architektur, auf Neuentwicklungen und Traditionen. Angesprochen werden Beziehungen zwischen den Tempeln gemeinsamer Rituale, die Übernahme von Texten und Bildern und von Neuerungen bei der Darstellung des Kultgeschehens. Die Beiträge werfen teils alte Fragen neu auf, etwa die Frage nach der Darstellung des realen, also dreidimensionalen Raums im Flachbild oder nach der beabsichtigten Vieldeutigkeit der Bilder, nach Konnotationen in Texten durch Auswählen oder Anpassen von Hieroglyphen an die Darstellungen. Es wird auch thematisiert, wer die Texte und Darstellungen in den Räumlichkeiten der Tempel sehen und lesen konnte und wie z.B. Texte und Darstellungen der Ritualszenen auf die architektonischen Gegebenheiten eines Tempels, etwa Platzmangel durch Treppen und Türen, reagierten. |