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Viel ist in Rumänien seit 1990 über die sozialistische Epoche geschrieben und gestritten worden. Dabei beschreiben Historiker und Publizisten, Politiker und Literaten den Kommunismus in erster Linie als etwas Fremdes und Extremes, etwas Schlechtes und Anderes, wofür sich in der nationalen Geschichte kein Vorlauf finden lasse. Die sozialistische Epoche wird herausgeschrieben aus der (nationalen) Erzählung; die Jahre der kommunistischen Diktatur fallen – narrativ betrachtet – „aus der Zeit“.
In einer Verknüpfung von Diskursanalyse und Oral History geht Valeska Bopp-Filimonov der Frage nach, wie sich in dieser Phase der noch unabgeschlossenen Verhandlung über die jüngste Vergangenheit öffentliche Deutungsangebote und privates Erinnern zueinander verhalten. Im Rückgriff auf umfangreiches Interviewmaterial veranschaulicht sie anhand dreier akademischer Familien aus Bukarest exemplarisch, welche Herausforderung der seit 1989 veränderte Gegenwartsdiskurs für die Menschen darstellt. Aus behutsamen Interpretationen ganz unterschiedlicher Lebenswege und -erinnerungen ergeben sich variierende Lesarten des kommunistischen Regimes. Zugleich zeigt sich, dass gegenwärtige Begriffsverwendungen, Deutungen und Strategien des Verschweigens ohne Kenntnis der Debatte um die Revolution 1989 sowie der sich im Zeitverlauf wandelnden Bewertung der Diktatur unverständlich blieben. |