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Johann Matthias Gesner war der erste Professor für Eloquenz und Poesie an der Universität Göttingen, wo er 1738 das ,Philologische Seminar‘ gründete. Der Unterricht im ,Philologischen Seminar‘ beruhte auf seinen in der Seminarordnung genannten Institutiones rei scholasticae von 1715, die er im Auftrag des Aufklärungstheologen Buddeus unter Rückgriff auf unterschiedliche Autoren aus Renaissance, Barock und Frühaufklärung, vor allem aber auf den römischen Rhetoriklehrer Quintilian verfasste. Seine Institutiones rei scholasticae sind ein bildungstheoretisches Werk, das sowohl die Verhältnisse an Schule und Universität zu Anfang des 18. Jahrhunderts beschreibt, als auch Vorschläge macht, wie sich das zeitgenössische Bildungswesen verbessern ließe. Die Autonomie und Eigentätigkeit des Lernenden im Bildungsprozess als entscheidendes Moment voraussetzend, verbindet es die Erfordernisse zeitgenössischer Lehrerbildung mit dem Konzept universalen Wissens. In seinem aufklärerischen Reformansatz liegt ein wesentlicher Beitrag zum Bildungswesen um 1800, der seinen Wert auch heute nicht verloren hat: Gesner wird mit der Einrichtung des ,Philologischen Seminar‘ zu einem der Gründungsväter und in den entscheidenden Punkten auch zum Vollender des Neuhumanismus und lässt sich keinesfalls wie bisher als beliebiger Vertreter des Zweiten Humanismus bezeichnen.
Mit Edition und Übersetzung macht Meinolf Vielberg das Lehrwerk zum ersten Mal einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Eine ausführliche Einleitung zu Gesner und den Institutiones rei scholasticae sowie ein philologischer Kommentar ergänzen die Ausgabe, die zudem durch ein umfangreiches Register erschlossen wird. |