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Die nahezu 500 Briefe, die der Sanskritist Otto Böhtlingk (1815−1904) zwischen 1852 und 1885 an seinen Kollegen Rudolf Roth (1821−1895) in Tübingen schrieb, wurden vor einigen Jahren von G. Zeller in Roths Nachlass in der Tübinger Universitätsbibliothek aufgefunden und werden hier erstmals veröffentlicht. Hauptthema ist das sog. “Petersburger Wörterbuch”, das große, bis heute weltweit maßgebliche Wörterbuch Sanskrit-Deutsch, das zwischen 1855 und 1875 von Böhtlingk und Roth publiziert wurde. Es stellt das bedeutendste Gemeinschaftsprojekt der europäischen Indienforschung im 19. Jahrhundert dar. Angestoßen und hauptverantwortlich durchgeführt wurde es von Böhtlingk als Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg, die auch die Finanzierung übernahm. Böhtlingk bezog Gelehrte aus ganz Europa und darüber hinaus ein. Die Briefe des vorliegenden Bandes machen es möglich, Arbeitsweise und Organisation, wissenschaftliche Prinzipien und Kommunikationsstrukturen dieses Großprojekts über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten zu verfolgen und zu analysieren. Die Quellen, die sich ohne Rücksicht auf Dritte zu Sachen und Personen, Schulbildungen und konkurrierenden Unternehmungen äußern, gewähren einen aufschlussreichen Blick hinter die Kulissen des Wissenschaftsbetriebs und des Gelehrtenlebens, werfen neues Licht auf die publizierten Ergebnisse und dokumentieren Konstitutionsprozesse des dominanten europäischen historisch-philologischen Diskurses im 19. Jahrhundert.
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