|
more titles of the subject:
Download:
Wei Yuan 魏源 (1794‒1857) gilt gemeinhin als wichtiger Denker einer frühen „Aufklärung“ am Beginn der chinesischen Moderne. Trotz der vielfach beschworenen Verbindung seines Denkens mit der Moderne ist aber unklar geblieben, was mit „Moderne“ eigentlich gemeint sein soll und wie man sie bestimmt; was nicht zuletzt daran liegt, dass eine der wichtigsten Quellen für sein Denken, das Mogu, nie in Gänze übersetzt und aufgearbeitet wurde.
Stefan Christ legt mit den Stillen Notizen (Mogu 默觚) erstmals eine vollständige Übersetzung des wichtigsten Werks aus Wei Yuans Feder vor. Zugleich hinterfragt er kritisch, wie es um die Modernität dieses Denkers bestellt ist und welches aufklärerische Potenzial das frühe 19. Jahrhundert in China bot. Dabei zeichnet Christ das faszinierende Bild eines Grenzgängers zwischen den Zeiten: Scharfsinnig registriert Wei Yuan die Bruchstellen der alten Ordnung, sucht aber zugleich Halt in ihr. Er beobachtet eine sich wandelnde und komplexe Welt, die sich nicht mehr auf ein einheitliches Prinzip zurückführen lässt, sieht aber zugleich in der konfuzianischen Tradition einen Weg, um die Steuerungsmöglichkeiten des Zentrums zu bewahren. Er durchdenkt die Eigenlogiken von Politik und Wirtschaft konsequent, vermag aber keine gänzlich neuen Begriffe zu prägen. Mit dieser differenzierten Einordnung von Wei Yuans Denken leistet Christ einen wichtigen Beitrag zur Ideengeschichte, der auch über die Grenzen der Sinologie hinaus von Interesse ist. Ausgezeichnet mit dem Karl H. Ditze-Preis für herausragende Dissertation 2022. |