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Der 1608 im vorpommerschen Demmin geborene Joachim Lütkemann wirkte fast 20 Jahre als Prediger der St. Jacobigemeinde und als Professor der Metaphysik an der Universität in Rostock, bis er 1649 in eine heftige universitäre Kontroverse über die Frage geriet, ob Christus in den drei Tagen zwischen Karfreitag und Ostern ein wahrer Mensch gewesen sei. Lütkemann verneinte dies und zog sich damit den Zorn des Herzogs zu, der ihn schließlich aller Ämter enthob und des Landes verwies. Der Gescholtene fand Zuflucht bei Herzog August dem Jüngeren in Wolfenbüttel, wo er bis zu seinem frühen Tod 1655 als Geistlicher und vor allem als Reorganisator des Kirchenwesens im Fürstentum nach dem Großen Krieg wirkte. Seine Erbauungsschriften und geistreichen Predigten hatten Einfluss bis in die privaten religiösen Zusammenkünfte bei Philipp Jacob Spener und die Hallesche Mission hinein, weshalb Lütkemann zweifellos als Übergangsfigur zwischen Orthodoxie und Pietismus gelten kann.
Christoph Deuper zeichnet unter größtmöglicher Berücksichtigung der erreichbaren Quellen und in steter Auseinandersetzung mit der bisher eher punktuellen Forschung Leben und Wirken des wenig beachteten Theologen nach. Dabei werden seine wissenschaftlichen Texte, die Rostocker christologischen Streitigkeiten, die im Pietismus rezipierten und weit verbreiteten Erbauungsschriften, die seinerzeit erfolgreichen Predigten und die für Braunschweig-Wolfenbüttel relevanten Kirchenordnungen detailliert analysiert und in Bezug zu Leben und Zeit Lütkemanns gesetzt. Nicht zuletzt erscheint nun auch die oftmals als Zeugnis für die lutherische Obrigkeitskritik im 17. Jahrhundert angeführte Regentenpredigt in einem neuen Licht. |