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Banditentum war eine der maßgeblichen historischen Triebkräfte der chinesischen Republikzeit (1911–1949). Es war ein pandemisches Phänomen, und die Übergänge zum jene Zeit prägenden Kriegsherrenmilieu waren fließend. Liu Guitang, auch „Liu Schwarze Sieben“ genannt, war einer der berüchtigtsten Banditen Nordchinas. Der ehemals einfache Ziegenhirte hatte innerhalb von nur 15 Jahren in seiner Heimatprovinz Shandong eine so große Macht erlangt, daß selbst Generäle es vorzogen, mit ihm zu verhandeln, anstatt gegen ihn zu kämpfen. Er stieg zum Militärführer verschiedener Kriegsherren und der Zentralarmee Jiang Kaisheks auf, marodierte mit seinen Männern kreuz und quer durch Nordchina und die Innere Mongolei, ritt als Kollaborateur auf den Wogen der japanischen Invasion mit und scheiterte letztlich als der große Gegenspieler der Kommunisten in Südshandong. Nils Graefe vermittelt tiefe Einblicke in die Gedanken- und Lebenswelt des chinesischen Banditenmilieus sowie in die „Lebenswirklichkeit“ der von Willkürherrschaft, Gewaltexzessen, Kriegsgräueln und Naturungemach gebeutelten Landbevölkerung, und er wirft erhellende Schlaglichter auf die Ränkespiele von Machthabern, Geheimdiensten und der „Unterwelt“ in einer zerrütteten Republik. |