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Der Mythos vom hethitischen Vegetationsgott Telipinu hat Elementarparallelen in zahlreichen Kulturkreisen: Dass das Verschwinden des Vegetationsgottes eine Notzeit mit sich bringt und dass daher energische Anstrengungen unternommen werden, um den Gott zurückzubringen, findet sich z.B. in ähnlicher Weise im Sumerischen, wo der Gott Dumuzi mit der Milchproduktion und dem damit einhergehenden Überfluss verbunden ist und wo dessen Verschwinden viele Klagelieder der sumerischen Literatur beweinen.
Der hethitische Telipinu gerät aus nicht explizit genannten Gründen in Zorn und verschwindet, was eine Umkehrung der geordneten Verhältnisse in der Welt zur Folge hat: Das Haus ist erfüllt vom Qualm des erstickenden Herdfeuers, sodass die Hausgötter auf dem Altar, die Schafe im Pferch und die Rinder im Stall zu ersticken drohen. Die Wasserläufe vertrocknen und die Vegetation verdorrt: Eine Hungersnot steht bevor. Daraufhin machen sich alle Götter auf, den Telipinu zu suchen. Niemand kann ihn finden, bis eine Biene ausgeschickt wird, die den Gott auf einer Waldwiese schlafend vorfindet und ihn mit Stichen in Hände und Füße aufweckt. – Diese Lösung, dass nach dem Versagen der stärksten Wesen schließlich das unscheinbarste eine schwierige Aufgabe zu erfüllen vermag, hat wiederum Parallelen in den verschiedensten Kulturen vom Sumerischen über das griechische Zaubermärchen bis hin zum deutschen Volksmärchen. Die vorliegende Arbeit präsentiert diesen kulturgeschichtlich wichtigen Text in Transkription und Übersetzung mit ausführlichem Kommentar. |