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In der Zeit des Kalten Krieges zog Zypern aufgrund seiner geostrategischen Lage und innenpolitischen Entwicklungen immer wieder das Interesse der beiden großen Machtblöcke in Ost und West auf sich. Eine besondere Facette dieser sehr ideologisch geprägten Auseinandersetzungen wurde in der bisherigen Literatur nicht berücksichtigt: die deutsch-deutsche Konfrontation auf Zypern. Während die Bundesrepublik bereits seit der Gründung der Republik Zypern im Jahr 1960 mit einer eigenen Botschaft in Nikosia vertreten war, wurde ein echtes Interesse der DDR an Zypern erst 1964 geweckt. Im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten in Ost-Berlin sah man durch den neutralen außenpolitischen Kurs, den Zyperns Präsident Makarios betrieb, die Möglichkeit, in einem westlich geprägten Land die staatliche Anerkennung zu erreichen. Die Hoffnung der Ostdeutschen bestand darin, einen Präzedenzfall zu schaffen, der als Türöffner für andere westlichen Staaten dienen sollte.
Thorsten Kruse zeigt in seiner Studie, wie sich in der Folgezeit auf Zypern ein diplomatischer Stellvertreterkrieg entwickelte, für dessen Intensität sich außerhalb des deutschen Gebietes kaum eine Entsprechung findet. Die nach außen hin propagierten guten zwischenstaatlichen Beziehungen Zyperns zu beiden deutschen Staaten erweisen sich bei näherer Betrachtung als diplomatische Floskeln, denn alle drei beteiligten Länder verfolgten eine dezidierte Interessenpolitik, deren Umsetzung vor unverhohlenen Drohungen und sogar Erpressungsversuchen nicht haltmachte. Kruse macht deutlich, dass erst der Abschluss des Grundlagenvertrages zwischen der Bundesrepublik und der DDR im Jahr 1972 eine Normalisierung der Beziehungen der beiden deutschen Länder zu Zypern ermöglichte.Katl |