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Die Errichtung, Durchsetzung und Garantie von Recht spielte eine wichtige Rolle in der Legitimation von Staatlichkeit im antiken Vorderasien. Die praktische Ausgestaltung des Rechtes und die Arbeit am Wissen zum Recht nehmen entsprechend einen breiten Raum in der schriftlichen Dokumentation ein. Keilschriftrecht zwischen Theorie und Praxis macht die Wechselbeziehungen zwischen Rechtswissen und Rechtschaffen in den altorientalischen Gesellschaften zwischen dem dritten und dem ersten Jahrtausend v.Chr. zum Gegenstand. In einzelnen Fallstudien wird untersucht, wie dieses Rechtswissen unter veränderlichen Rahmenbedingungen im Spannungsfeld von Tradition und Neuerung verhandelt und vermittelt wird. Es geht um den Standort der juristischen Ausbildung als Schnittstelle zwischen ‚Theorie‘ und ‚Praxis‘, um Wege der Systematisierung von Rechtsfällen und immer wieder um die Frage, wie und in welchem Umfang die politisch-historischen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen diese Aushandlungsprozesse beeinflussen.
Der von Eva Cancik-Kirschbaum und Ingo Schrakamp herausgegebene Band ist das Ergebnis einer internationalen Arbeitstagung von Spezialistinnen und Spezialisten der keilschriftlichen Überlieferung, die im Jahr 2023 an der Freien Universität Berlin stattfand. Er versammelt zeit- bzw. corpusspezifische Studien, die sich auf verschiedene Bereiche der altorientalischen Rechtsgeschichte vom dritten bis zum ersten Jahrtausend v.Chr. erstrecken.v |