|
Die gegenwärtig nur noch sehr kleine Ethnie der Woten ist die älteste bekannte Bevölkerung im westlichen Teil von Ingermanland, jener historischen Landschaft rund um das heutige St. Petersburg, die zum Gebiet Leningrad der Russischen Föderation gehört. Die finno-ugrischen Woten wanderten im 10. Jahrhundert aus Karelien ein. Ihre Folklore, die seit den 1830er Jahren vermehrt aufgezeichnet worden ist, birgt einerseits das den Ostseefinnen gemeinsame alte Erbe, ist aber andererseits durch Kontakte vor allem mit den benachbarten und sprachlich nahe stehenden Ingriern (Ižoren) und den ingermanländischen Finnen umgestaltet und so Teil eines gemeinsamen ingermanländischen folkloristischen Areals geworden. Mit zunehmender Assimilierung haben sich auch die Einflüsse der russischen Folklore verstärkt.
Hans-Hermann Bartens gibt einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Aufzeichnung der wotischen Folklore. Dabei werden die frühen Sammlungen zu einzelnen Genres der Folklore wie das Liedgut im alten Kalevalaversmaß, das Tradition der Frauen gewesen ist und sich am lebendigsten und reichsten in den Hochzeitsliedern manifestiert hat, ebenso berücksichtigt wie die erst spät aufgezeichneten Alltagserzählungen. Bartens stellt die bisherige Forschungsarbeit zur wotischen Folklore vor und zeigt zugleich auf, wie sich das Interesse der Forscher von den Anfängen bis in die Gegenwart gewandelt hat. |