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Heute weitgehend in Vergessenheit geraten, war Johann Wilhelm Überfeld um 1700 ein Mann, der polarisierte: Der gelernte Kaufmann inszenierte sich als religiöser Virtuose mit unmittelbarem Zugang zu göttlicher Weisheit. Vom niederländischen Leiden aus schickte er unzählige Unterweisungsschreiben an Bewunderer und Interessierte quer durch das protestantische Mitteleuropa. Theologische Widersacher erkannten in ihm das Oberhaupt einer gefährlichen außerkirchlichen Gruppierung – der Gemeinschaft der Engelsbrüder.
Lennart Gard befasst sich in seiner Studie erstmals eingehend mit Überfeld und den Menschen, die sich mit ihm austauschten und auseinandersetzten. Auf Basis umfassender Quellenbestände geht er exemplarisch der Frage nach, wie religiöses Miteinander jenseits kirchlicher Strukturen in der Frühen Neuzeit funktionierte und gedeutet wurde. Die Untersuchung beschäftigt sich dazu mit Vorstellungen, Sozialbeziehungen, Lebenswelten und Erinnerungskulturen religiöser Menschen des 17. und 18. Jahrhunderts. Zugleich wird verdeutlicht, wie in jener Zeit polemische Gemeinschaftsbilder mit Auswirkungen bis in die Gegenwart entstanden. Als Kultur- und Sozialgeschichte religiöser Kommunikation vermittelt die Studie neue Perspektiven auf die Vielfalt des frühneuzeitlichen Protestantismus und deren historische und historiographische Wahrnehmung. |