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Hermann, Marc
Leib und (A-)Moral
Ideologie- und Moralkritik im Werk von Zhang Ailing
Reihe:
Bandnummer: 16
Umfang/Format: VI, 271 Seiten
Sprache: Deutsch
Ausstattung: Buch (Paperback)
Abmessungen: 17,00 × 24,00 cm
Gewicht: 550g
Edition: 1. Auflage
Erscheinungsdatum: 05.01.2013
Preise: 59,00 Eur[D] / 60,70 Eur[A]
ISBN: 978-3-447-06912-0
978-3-447-06912-0
Buchausgabe
59,00 Eur
978-3-447-19143-2
E-book (pdf)
59,00 Eur
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Zhang Ailing (Eileen Chang, 1920–1995) gilt vielen als die bedeutendste moderne chinesische Schriftstellerin. Die beliebteste ist sie in jedem Fall. Allerdings haftet ihr der Ruch des Unmoralischen an, zu Unrecht, wie Marc Hermann zeigt.
In ihren Werken – in den berühmten Legenden (Chuanqi), aber auch in den Essays, den antikommunistischen Romanen der 50er Jahre und dem späten Meisterwerk Gefahr und Begierde – entfaltet Zhang Ailing eine umfassende Ideologie- und Moralkritik im Zeichen einer leiblichen (A-)Moral. In scharfem Gegensatz zur traditionellen Ethik bejahen die Protagonisten dieser „Ethik leiblicher Existenz“ ihr Selbst so, wie es ist: unvollkommen, sterblich, fehlerhaft. Zhangs Ailings (a-)moralische Helden und v.a. Heldinnen stehen so für einen buchstäblich verkörperten Widerstand gegen einen Idealismus, der nicht mehr lebbar und damit inhuman ist. Thema der Erzählungen ist immer wieder die idealistische Spaltung in Sein und Sollen, die sich prototypisch im Narzissten manifestiert. Narzisst, Idealist, Utopist, sie alle folgen einem falschen Selbst, das sie der inneren und äußeren Wirklichkeit entfremdet und in den Selbstbetrug treibt. Die vermeintlich bloß privaten Narzissten von Zhang Ailings frühen Erzählungen betreten in den späteren antikommunistischen Romanen die große politische Bühne: als männliche Idealisten – ‚Übermenschen‘, die der Wirklichkeit den Krieg erklären –, aber auch als Zyniker der Macht. Dem damit verbundenen narzisstischen Weltverlust setzt Zhang Ailing ihre Feier von sinnlicher Präsenz und leiblichem In-der-Welt-Sein entgegen. Jenseits der Melancholie einer zerfallenden Sinnkultur tut sich so eine postideologische Fröhlichkeit auf.

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