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In der Ägyptologie gilt es als allgemein anerkannt, dass die altägyptische Sprache kein Wort für „Religion“ und für „Frömmigkeit“ besaß. Die Existenz persönlicher religiöser Gefühle, wie sie vor allem in Gebeten auf Stelen, Papyri, Ostraka und teilweise in Briefen belegt sind, wird jedoch seit den ersten Studien von Adolf Erman (1911) und James Henry Breasted (1912) intensiv diskutiert und heute als ein bedeutender Aspekt der ägyptischen Religion verstanden. Die in diesem Zusammenhang relevanten Zeugnisse spiegeln die enge Beziehung einer Person zu einer Gottheit wider, daher sprechen wir in solchen Fällen von einer „persönlichen Frömmigkeit“. Eine Reihe philologischer, archäologischer und theologischer Einzelstudien konnten bereits die Vielfalt dieses außergewöhnlichen Phänomens freilegen. Nicht zuletzt wurde der Begriff „persönliche Frömmigkeit“ bald zum Fokus wissenschaftlicher Auseinandersetzungen, die international zu unterschiedlichsten Lösungsvorschlägen führten. Eine übergreifende Studie, die diese Ergebnisse miteinander korreliert und sie vor einem theoretischen Hintergrund analysiert, fehlte jedoch bislang. Die Studie hat sich eine solche übergreifende Untersuchung zum Ziel gesetzt. Das Aufkommen und die Entwicklung der „persönlichen Frömmigkeit“ als religiöses und kulturelles Phänomen steht im Zentrum dieser Untersuchung. Die Analyse basiert auf einem Katalog, der mehr als 150 Textzeugnisse aufnimmt, diese mit archäologischen Belegen abgleicht und auf religions- wie kulturwissenschaftliche Ansätze bzw. Methoden hin diskutiert. Die chronologische Spannbreite der ausgewerteten Quellen reicht dabei von der Ersten Zwischenzeit, in der die ersten Spuren dieses Phänomens nachgewiesen werden können, bis zum Ende des Neuen Reiches. |