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Die Städte Speyer, Worms und Mainz, deren hebräisches Kürzel „SchUM“ lautet, sind bis heute ein Markstein im jüdischen Bewusstsein in aller Welt. Es sind neben den heiligen Orten und Steinen vor allem die Erzählungen, Erinnerungen, Lieder und Melodien, die das Bild von diesen drei jüdischen Muttergemeinden im Rheinland prägen.
In diesem Band werden die erzählerischen und musikalischen Narrative der drei SchUM-Gemeinden vorgestellt und erörtert: die Erzählungsliteratur vom Mittelalter bis zur Neuzeit, deren Fortschreibungen ab dem 19. Jh. bis zur Gegenwart in der modernen hebräischen Literatur sowie der rheinisch-synagogale und jiddische Volksgesang samt dem Theater, dem Purim-Schpil. Die Beiträge der 16 Autoren zeigen, in welchem Maße in den SchUM-Gemeinden die Grundlagen eines deutschen Judentums liegen, sowie dessen enge Verflechtung mit der deutschen Erzähl- und Frömmigkeitskultur trotz der steten Gegenwart der Ausgrenzung und Verfolgung und jenseits aller religiöser Differenzen. Die Welt der Grimm’schen Märchen ist in ihrem jüdischen Gewand hier schon Jahrhunderte früher greifbar; Drachen, Dämonen und Zauberer beherrschen das Bild, sind die literarischen Mittel zur Bearbeitung des alltäglichen Geschehens. Die hebräischen und jiddischen Geschichten zeugen von einem aschkenasisch-jüdischen Heimatbewusstsein, das z.B. in Worms das „kleine Jerusalem“ sieht, mit eigener rechtlicher und spiritueller Autorität, die bis hin zur Erwartung der Geburt des Messias in Worms reicht. Ohne die Kenntnis dieser Erzählkultur kennt man diese rheinische Region ebenso wenig wie ohne die der Sagen und Lieder von den Nibelungen. |