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In der neueren Forschung zur mittelalterlichen Schrift- und Buchkultur gilt dem Paratext in allen seinen Erscheinungen, von den Prologen zu den Rubriken, von den Glossen zu den Kolophonen, eine stetig wachsende Aufmerksamkeit. In diesem Band stehen die Seitenränder von mittelalterlichen Handschriften und frühneuzeitlichen Drucken im Mittelpunkt. Schriftliche und bildliche Ergänzung oder die geplante Disposition von Inhalten „am Rande“ werden als aufschlussreiche, bisher wenig erforschte Erschließungsinstrumente für Kulturtradition und Kommunikation analysiert und bewertet. Sie gelten als Zeugnisse von Lese- und Kommentierungspraktiken, von Rezeption und Überlieferung von Wissen. Sie können die Gedanken von einzelnen Lesern oder Schreibern reflektieren, aber auch komplexere Veränderungen in den visuellen Gestaltungsformen und -gewohnheiten in illuminierten Handschriften sowie ausgereifte Lernprogramme von ganzen Gemeinschaften wie dem Kloster Weißenburg im 9. Jahrhundert reflektieren.
Neben einzelnen Essays und Falluntersuchungen vom Frühmittelalter bis zur Renaissance bietet der Band einen umfangreichen systematischen Einführungsbeitrag zu der Natur, den Formen und den Funktionen von Marginalien in der vormodernen Buchkultur. |