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Das heutige Bratislava erlebte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen tiefgreifenden nationalen Wandel: Aus der deutsch-ungarisch geprägten Provinzstadt im Nordwesten des Königreichs Ungarn wurde ein Ort, der von seinen Bewohnern zu Recht als ‚slowakische‘ Stadt bezeichnet werden konnte. Schlüsselphasen dieser Entwicklung waren das erste Nachkriegsjahrzehnt 1918–1928, als die Stadt in die neu gegründete Tschechoslowakische Republik eingegliedert wurde, sowie die Jahre 1938–1948, in denen Bratislava zur Hauptstadt der zunächst autonomen, dann unabhängigen Slowakei aufstieg, diesen Status jedoch in der Nachkriegstschechoslowakei wieder verlor. Der nationale Wandel der Stadt vollzog sich in einem tiefgreifenden Prozess nationaler Aneignung, in dem sich staats- und eigentumsrechtliche Veränderungen und kulturelle Verfahren des ‚Sich-Zu-Eigen-Machens‘ verbanden.
Iris Engemann zeichnet diesen Prozess am Beispiel ausgewählter Institutionen − Universität, Stadttheater und Kultusgemeinden – empirisch nach. Ihre Studie beleuchtet so eine für den heutigen Charakter Bratislavas konstitutive Phase der Stadtgeschichte und leistet zudem einen konzeptuellen Beitrag zur Analyse urbaner Nationalisierungsprozesse im ostmitteleuropäischen Raum. |